Corona: Was uns die Krise lehren kann

Alles hängt zusammen: Die anhaltende Pandemie, Klima- und Wirtschaftskrise. Um diese zu bewältigen, gilt es, unser Verhalten zu ändern.

Die gegenwärtige Coronakrise bedeutet Einschränkungen in vielen Lebensbereichen, jedoch auch neu gewonnene Freiräume. Gerade in den sonnigen Frühlingstagen lädt die Natur zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Besonders schätze ich, dass mit den Beinen auch die Gedanken ins Laufen kommen. Mit dem Blick auf die kleinen Wunder am Wegesrand entstehen Ideen im Kopf und ab und an reift dabei die ein oder andere Erkenntnis.

Bei einem dieser Ausflüge in die nähere Umgebung genoss ich wieder die frühabendliche Szenerie: An den Waldrändern standen Sträucher in voller weißer Blüte, Insekten surrten und Vögel zwitscherten um die Wette. Idylle wie aus dem Bilderbuch! Dann betrat ich ein mir noch unbekanntes Waldstück. Seit Wochen hatte es kaum geregnet. Zwischen trockenen Moosfetzen wuchsen zarte Gräser und Kräuter aus dem zerfurchten Waldboden. Hin und wieder zeigte eine Schlüsselblume ihre gelben Blüten. Der Waldmeister würde bald ihrem Beispiel folgen.

Rundherum lagen kreuz und quer umgestürzte Baumriesen, vor allem Fichten und Kiefern, samt ausgestülptem Wurzelwerk langgestreckt zwischen ihren noch stehenden Artgenossen. Der staubtrockene Boden hatte sie nicht mehr festhalten können, als die kräftigen Winde der letzten Wochen in die von den Harvestern hineingefressenen Schneisen bliesen. Es war ein morbider Anblick. Der gesamte Baumbestand war krank. Todkrank!

Mir fiel auf, dass außer dem Knacken der im Wind aneinanderschlagenden Äste kein Laut zu hören war. Kein Vogel, der sich in dieser unwirtlichen Szenerie wohlgefühlt hätte! Mit dem mystischen Wald, den gerade wir Deutschen so lieben, hat dies nichts, rein gar nichts mehr zu tun.

Zum eigentlichen Thema:

Corona, Klima und Wirtschaft: Derzeit suchen die globalen Krisenherde selbst den letzten Winkel unseres Planeten heim. Auch bislang sorgenfrei lebende Menschen spüren, dass sie sich der gewaltigen mit der Krisenbewältigung verbundenen Herausforderungen nicht entziehen können werden. Gnadenlos werden gerade die Schwächen und Widersprüche der menschengemachten Systeme aufgezeigt. Im Angesicht drohender apokalyptischer Perspektiven erscheinen etwa die unzähligen Kriege und regionalen Konflikte obsolet.

Das kollektive Ertragen der persönlichen Einschränkungen ist bemerkenswert.

Doch was hilft es, den großen mahnenden Zeigefinger zu heben? Hat uns nicht das Coronavirus gezeigt, dass wir durchaus in der Lage sind, unser Verhalten zu ändern? Ja, im Bewusstsein, dass jeder von uns seinen Nächsten – seiner Familie, seinen Freunden und Nachbarn, zur Gefahr werden kann – und umgekehrt – sind wir bereit, Rücksicht zu nehmen. Im Angesicht drohender Konsequenzen werden wir in nächster Zukunft weiterhin auf einige liebgewonnene Verhaltensmuster und Gesten verzichten wie auf Händeschütteln oder auf körperliche Nähe außerhalb der Familie.

Das kollektive Ertragen der persönlichen Einschränkungen ist bemerkenswert. Schließlich erdulden die allermeisten von uns den vielfältigen schmerzhaften Verzicht nicht wegen der Verbote und drohenden Sanktionen, sondern weil wir verstanden haben, dass diese notwendig sind. Wie war es möglich, dafür beim größten Teil der Bevölkerung Akzeptanz zu erlangen?

Mitnehmen heißt die Devise! Die politischen Entscheidungsträger nehmen uns mit in ihre Zwiespälte, Zweifel und Hoffnungen, einen Weg durch die Pandemie zu weisen. Täglich fluten Nachrichten über Geschehnisse, Entwicklungen und wissenschaftliche Fakten sämtliche Medien. Alles andere muss zurückstehen, damit niemand vergisst, wie brandaktuell und lebensnotwendig das Thema ist. Auch hier grassiert also das Virus. Marketing funktioniert!

Wenn nun die Beschränkungen gelockert werden, Geschäfte wieder öffnen und die Räder des ökonomischen Kreislaufs wieder anlaufen, so können wir eins daraus lernen: Falls wir überleben wollen – und dies bezieht sich genauso auf die weiteren Krisenthemen, lohnt es sich, die Menschen – ob Kunden, Verbraucher oder Geschäftspartner – mitzunehmen. Seien wir offen zu kommunizieren, wie es uns geht, welche Sorgen und Nöte wir haben und vor allem, warum und in welcher Form wir Unterstützung benötigen!

Betrachten wir unsere regionale Wirtschaft als Ökosystem, das am Verdursten ist. Jeder, der hier lebt, sollte größtes Interesse daran haben, dies zu verhindern, denn schließlich wird er, falls das System zugrunde geht, darunter leiden. All die Hilfsgelder, die jetzt verteilt werden, die Schuldenberge, die neu aufgetürmt werden, müssen doch aus dem finanziert werden, was wir in Zukunft erwirtschaften.

Dies bedeutet enorme Anstrengungen und ebensolchen Zusammenhalt wie in der Coronakrise. Achten wir aufeinander! Machen wir uns bewusst, welche Folgen es für uns hat, wenn wir weiterhin unser Geld den nimmersatten Konzernen aus Übersee geben, die für ihre glänzenden Geschäfte mit uns hier nicht einmal Steuern bezahlen. Ebenso könnten wir unser knappes Gießwasser direkt ins Meer schütten. Von dort kommt es nicht mehr zurück, während derweil unsere Wirtschaft austrocknet!

Viele Menschen kennen sich in fernen Ländern besser aus als vor der eigenen Haustür. Ebenso wissen zu wenige, welche Vielfalt unsere heimische Wirtschaft zu bieten hat. Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, zeigt euch! Ihr seid die Fülle unseres Ökosystems. Mehr denn je lohnt es sich, sich zu vernetzen und an die Öffentlichkeit zu gehen. Wir müssen es nur tun!

Wir von Pressebeck stehen bereit.

Manfred Spörl, 27. April 2020

Bild oben: Fotostudio Mondelli, Würzburg